Leder. Vor Jahrtausenden noch überlebenswichtig, hat es in den letzten Jahrhunderten vor allem als weiches, "stilechtes" Material einen Duft von bescheidenem Luxus oder wahlweise Abenteuer verströmt. Heute hat die ledrige Realität leider einen weniger angenehmen Geruch. Treibhausgase, Wasserverschmutzung und Tierquälerei sind nur einige der eher stinkenden Nebeneffekte der Lederproduktion.
Aber hey, wir verstehen es - Leder fühlt sich einfach gut an, rein haptisch. Die geschmeidige Textur, das kräftige Statement, das es setzt. Es ist schwer, sich das Leben ohne Leder vorzustellen, oder? In Lederkombis bei Motorad fahrern ist es sogar heute noch, wie bei den Steinzeitmenschen, ein überlebenssicherndes Material. In diesem Artikel geht es darum, wie wir alle Vorteile von Leder genießen können, nur ohne fiese Nebeneffekte.
Veganes Leder ist die Antwort, und Zukunft - davon sind wir überzeugt! Es ist leicht, es ist hip, und - verdammt nochmal - es ist umweltfreundlich. Mit über 10 verschiedenen Arten von veganem Leder, die auf dem Markt kursieren, sind wir weit über die Tage hinaus, in denen "vegan" gleichbedeutend mit "langweilig" war, wenn es das jemals war. Luxusmarken springen auf den Zug auf, Autos rollen mit damit vom Band und du könntest der oder die Nächste sein, die es vielleicht am Fuß trägt. Hier kommen 10 Fakten zu veganem Leder, die dir die (Leder-)Hose ausziehen werden. Spoiler: Wenn das Thema noch neu für dich ist, könnte es dein ganzes Modeverständnis auf den Kopf stellen.
1. Es gibt heute schon über 10 vegane Lederarten
Veganes Leder, einst ein Nischenprodukt, kommt langsam in der Breite an. Wir feiern dass, denn das bedeutet, dass immer weniger Tierleder verkauft wird. Tatsächlich gibt es heute über 10 verschiedene Arten von veganem Leder, die aus unterschiedlichen Materialien hergestellt werden. Dies ermöglicht eine breite Palette an ästhetischen und haptischen Qualitäten, von glatten und glänzenden Oberflächen, die manche noch aus dem KitKat Club kennen, bis nicht zuletzt texturierten und samtigen Varianten.
Um es einfach zu halten und euch eine schnelle Orientierung zu geben, wollen wir drei Grundarten unterscheiden. Die, die aus rein pflanzlichen Materialien hergestellt werden, darunter Ananasblattfasern (Piñatex), Apfelreste (AppleSkin) und Kork. Die aus synthetischen Materialien wie PVC oder Polyurethan (PU) hergestellt. Und die aus einer Mischform von beiden. Bei rein synthetischen Materialien kommt schnell die Frage auf, ob diese auch nachhaltig sind. Wir haben dazu unseren Mitgründer Pippo gefragt. Weil er eigentlich Ingenieur ist, sich mit Materialkunde auskennt und viele Jahre in einem Unternehmen ein Tool zur Messung der ökologischen Nachhaltigkeit mitentwickelt hat, haben wir ihn verhaftet darüber einen Artikel zu schreiben.
Die schon jetzt existierenden Variationen bringen mit sich, dass Designer nun Material wählen können, das nicht nur den ästhetischen Anforderungen ihres Produkts entspricht, sondern auch funktionalen Anforderungen - Wasserbeständigkeit, Atmungsaktivität oder Langlebigkeit um drei Beispiele zu nennen.
Da innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen weiterhin neue Wege erforschen, um pflanzliche und synthetische Materialien in langlebige und ästhetisch ansprechende Lederalternativen zu verwandeln, weächst die Vielfalt ständig weiter.
Für unsere Fünve Sandalen haben wir bewusst innovative Varianten gewählt, die wasserabweisend, langlebig und besonders weich sind. U.a. kommt bei uns eine Variante aus recycelter Baumwolle zum Einsatz. Sieh dir gerne mal unsere Schlappen an, bei jedem Produkt findest du unter "Materialdetails" die jeweilige genaue Zusammensetzung.
2. Eines der Innovativsten Leder wird aus Ananasblattfasern hergestellt
Piñatex, eines der innovativsten und umweltfreundlichsten Lederalternativen, wird aus den Fasern von Ananasblättern hergestellt. Dein nächstes Paar Schuhe könnte von der gleichen Frucht stammen, die du in deinem sommerlichen Cocktail genießt.
Aber wie wird aus Ananasblättern Leder? Auf Ananasplantagen fängt alles an. Die normalerweise als Abfall geltenden Blätter werden gesammelt. Anschließend werden die langen Fasern aus den Blättern extrahiert und zu einer Art Vlies verwebt, das dann einer Reihe von Verarbeitungsschritten unterzogen wird, um es in eine lederähnliche Textur zu verwandeln.
Eines der Dinge, die Piñatex so besonders machen, ist seine Umweltbilanz. Da es aus einem Nebenprodukt der Ananasernte hergestellt wird, erfordert seine Produktion keine zusätzlichen Ressourcen wie Wasser, Dünger oder Pestizide. Darüber hinaus ist der Herstellungsprozess so konzipiert, dass er so wenig Abfall wie möglich produziert, wobei die Reststoffe, die bei der Faserextraktion anfallen, als natürlicher Dünger und Biobrennstoff verwendet werden können.
Und lass dich nicht davon täuschen zu denken, dass Piñatex irgendeine Art von minderwertigem Ersatz ist. Das Material ist bemerkenswert robust, vielseitig und atmungsaktiv, was es ideal für eine Vielzahl von Produkten macht, von Schuhen und Handtaschen bis hin zu Uhrenarmbändern und zum beziehen von Autopolstern.
Piñatex ist ein starkes Beispiel. Checkt auch mal unseren Artikel zur Herstellung, hier haben wir u.a. eine Liste etablierter Varianten für euch recherchiert.
3. Kunstleder ist in der Regel leichter als echtes Leder
Ein markanter Vorteil der meisten Lederalternativen gegenüber Tierleder ist das geringere Gewicht.
Dies liegt an den Materialien und Verfahren, die zur Herstellung von Kunstleder verwendet werden. Anstatt dicke Tierhäute zu verwenden, die einer langwierigen und intensiven Verarbeitung unterzogen werden müssen, bestehen viele Kunstleder aus gewebten oder nicht gewebten Textilunterlagen, die mit einer dünnen Schicht von Polyurethan (PU) oder Polyvinylchlorid (PVC) beschichtet sind. Diese Materialien sind wesentlich leichter als tierische Häute, was dazu führt, dass das Endprodukt auch weniger wiegt.
Aber warum sollte das Gewicht eine Rolle spielen? Nun, für den Start können leichtere Materialien das Tragen von Produkten wie Jacken, Schuhen oder Taschen angenehmer machen. Weniger Gewicht gleich weniger Belastung, was sich zum Beispiel beim längeren tragen schwerer Taschen bemerkbar macht. Leichtere Materialien senken zudem die Logisitk- und manchmal sogar Herstellungskosten, da weniger Material für die gleiche Fläche benötigt wird.
Kurz gesagt, das geringere Gewicht von Kunstleder ist ein großer Pluspunkt, der sowohl den Komfort verbessert, als auch die Umweltbelastung.
4. Echtlederersatz hat einen deutlich geringeren Wasserverbrauch und CO2 Fußabdruck als Tierleder
Echtlederersatz ist deutlich umweltfreundlicher in der Herstellung. Während der Produktion von Tierleder werden erhebliche Mengen Wasser verbraucht und eine beträchtliche Menge an Treibhausgasen freigesetzt. Dabei sind alle Phasen des Produktionsprozesses betroffen. Die Aufzucht und Fütterung der Tiere, die Gerbung der Haut, bis hin zur Fertigung des Endprodukts.
Veganes Leder dagegen, weisen einen deutlich geringeren Wasserverbrauch und einen kleineren CO2-Fußabdruck auf. Vor allem, wenn sie aus organischen Pflanzenmaterialien hergestellt wurden.
Darüber hinaus sind die meisten veganen Lederalternativen frei von den giftigen Chemikalien, die in der Ledergerbung verwendet werden. Diese Chemikalien können sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen, die in der Gerberei arbeiten, schädlich sein. Gerade in Ländern, in denen Arbeitssichertheit of keine große Rolle spielt, ruinieren Menschen oft ihre Gesundheit in mehr oder weniger legalen Ledergerbereien.
Es ist jedoch wichtig zu bemerken, dass nicht alle Echtlederersatzstoffe gleich geschaffen sind. Einige, insbesondere die aus PVC hergestellten, können, müssen aber auch nicht, ebenfalls erhebliche Umweltauswirkungen haben. Deshalb ist es wichtig, bei der Wahl von veganem Leder darauf zu achten, welches Material verwendet wurde und wie es verarbeitet wurde. Syntehtischen Ledern, speziell aus PU, werden wir deswegen einen eigenen Artikel widmen.
Ungeachtet dieser Nuancen ist klar, dass veganes Leder in Sachen Umweltverträglichkeit einen klaren Vorteil gegenüber Tierleder hat, und das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
5. Es wird geschätzt, dass die globale vegane Lederindustrie bis 2025 einen Wert von fast 90 Milliarden Dollar erreichen wird
Die vegane Lederindustrie wächst. Ein Bericht von Infinium Global Research prognostiziert, dass der globale Markt für veganes Leder bis 2025 auf 89,6 Milliarden Dollar ansteigen wird1. Die wachsende Nachfrage wird durch verschiedene Faktoren angetrieben, darunter sich ändernde Verbrauchertrends, Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen von traditionellem Leder und ein insgesamt steigender Bedarf an veganen Produkten!
Hinzu kommt die Tatsache, dass veganes Leder seinen antiken Vorfahren inzwischen in Puncto funktionelle Eigenschaftenlängst eingeholt, und in Teilen sogar überholt hat. Hier passt der Gedanke, dass eine Innovation, deren Zeit gekommen ist, nichts aufhalten kann.
Das erkennen zunehmend auch Großunternehmen. Immer mehr große Marken, von Luxusdesignern bis hin zu Autoherstellern, wenden sich Alternativen zu. Diese Unternehmen erkennen nicht nur die ökologischen Vorteile, sondern vor allem auch das riesige Marktpotenzial, das es bietet.
6. Veganes Leder ist hypoallergen
Allergiker wird freuen, dass veganes Leder hypoallergen ist. Das bedeutet, dass es weniger wahrscheinlich ist, allergische Reaktionen auszulösen. Dies steht im Gegensatz zu einigen Tierledern, die während des Gerbungsprozesses oft mit Chemikalien behandelt werden, die Hautirritationen oder allergische Reaktionen verursachen können.
In der Regel werden Echtlederalternativen ohne die Verwendung von solchen Chemikalien hergestellt, was es zu einer ausgezeichneten Wahl für Menschen mit empfindlicher Haut, Allergien oder bestimmten medizinischen Bedingungen macht. Da es außerdem mit einem feuchten Tuch leicht gereinigt werden kann ohne dabei anfällig für Flecken oder Wasserschäden zu sein, werden Kunstleder schon wegen ihrer Praktischen Vorteile für viele Menschen zur ersten Wahl.
7. Es gibt komplett bilogisch abbaubares Kunstleder
Unter der Vorraussetzung, dass ein pflanzebasiertes Lederimitat ausschließlich mit bilogisch abbaubaren Zusätzen behandelt wurde, ist es in gänze biologissch Abbaubar. Ist das der Fall, können sie am Ende Lebensdauer kompostiert werden, was bedeutet, dass sie sich natürlich zersetzen und in die Umwelt zurückgeführt werden, anstatt jahrhundertelang auf einer Mülldeponie zu verweilen. Damit eignen sie sich auf wunderbar für das Cradle to Cradle Konzept. Kennt ihr das Cradle to Cradle Konzept? Lasst es uns in den Kommentaren wissen, falls nein und es euch interessiert, schreiben wir gerne etwas dazu.
Zurück zur bilogischen Abbaubarkeit. Ein Beispiel für solch ein innovatives Material ist MuSkin, ein veganes Leder, das aus Pilzen hergestellt wird. MuSkin wird aus der Haut eines speziellen Pilzes gewonnen und wunderbar weich und flexibel.
8. Viele Luxus-Modemarken, wie Stella McCartney und Gucci haben bereits dieses Wundermaterial in ihre Kollektionen aufgenommen
Das Aufkommen von veganem Leder hat in der Modewelt große Wellen geschlagen, und einige der renommiertesten Luxusmarken verwenden es bereits in ihren Kollektionen. Diese Umstellung ist ein starkes Zeichen dafür, dass veganes Leder nicht nur eine ethische und umweltfreundliche Wahl ist, sondern auch eine modische und begehrte Option.
Stella McCartney ist eine der Marken, die recht weit gehen. Sie hat sich dazu verpflichtet, in all ihren Kollektionen kein Tierleder zu verwenden, sondern stattdessen Alternativen zu verwenden. Ihre Designs beweisen, dass Mode sowohl stilvoll als auch verantwortungsbewusst sein kann. Je nachdem, was einem so gefällt.
Gucci ist ein weiteres Beispiel für eine Luxusmarke, die sich für veganes Leder entschieden hat. Sie haben kürzlich eine Jacke aus Demetra vorgestellt, einem neuen Lederersatz, der aus überwiegend pflanzlichen und nachhaltigen Quellen hergestellt wird.
Für uns von Fünve wird das was wir tun dann zum Erfolg, wenn noch weitere Große Marken vollständig auf Vegan umsteigen.
9. Vorsicht: Trotz des Namens ist nicht jedes "Kunstleder" auch wirklich vegan
Wichtig: nicht jedes Material, das als "Kunstleder" bezeichnet wird, ist tatsächlich auch vegan. Einige Kunstleder können tierische Nebenprodukte enthalten oder in der Herstellung Chemikalien verwenden, die auf Tierprodukten basieren. Daher ist es entscheidend, genau hinzuschauen und sich zu informieren, bevor man eine Kaufentscheidung trifft.
Viele Hersteller von Kunstleder haben den Wert der Transparenz erkannt und kennzeichnen ihre Produkte nun deutlich, um Kunden zu informieren. Doch nicht alle tun dies, und die Regulierung in diesem Bereich kann von Land zu Land variieren. Daher kann es hilfreich sein, direkt bei der Marke oder dem Hersteller nachzufragen, wenn man sich unsicher ist. In dem Zusammenhang können offizielle Siegel und Zertifikate hilfreich sein. Wir haben uns beispielsweise recht schnell entschieden, uns zertifizieren zu lassen und tragen mit etwas Stolz das PETA approved vegan Siegel.
Wenn wir zusammen als Käufer aufmerksam sind und bewusste Kaufentscheidungen treffen, sorgen wir dafür, dass sich viele das Schummeln nicht mehr leisten können. Glücklicherweise gibt es viele Ressourcen und Leitfäden online, die helfen können, veganes von nicht-veganem Kunstleder zu unterscheiden. Und je mehr Nachfrage es nach echtem veganem Leder gibt, desto mehr Anreiz haben Hersteller, ihre Praktiken zu ändern und transparenter zu werden.
10. Tesla und BMW verwenden vermehrt nicht tierisches Leder in ihren Innenräumen
Die Automobilindustrie ist berühmt für ihre Liebe zum Leder - schließlich ist nichts luxuriöser als ein Auto mit feinstem Lederinterieur, oder? Nun, Tesla und BMW scheinen das etwas anders zu sehen. Sie setzen vermehrt auf veganes Leder und zeigen, dass Luxus und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Tesla hat den Tierleder-Trend durchbrochen und bietet nun ein 100% veganes Interieur an. Elon Musk hat bekannt gegeben, dass alle Modelle, einschließlich des beliebten Model 3, ausschließlich mit veganem Leder ausgestattet werden. Damit gibt Tesla seinen Kunden die Möglichkeit, eine umweltfreundliche Wahl zu treffen, ohne auf den Luxus zu verzichten, den sie von der Marke gewohnt sind.
BMW hat den Trend ebenfalls erkannt und seine i-Serie mit veganem Leder ausgestattet. Das verwendete Material (Sensatec) ist ein hochwertiger Lederersatz, der kaum von echtem Leder zu unterscheiden ist.
Diese Vorstöße in der Automobilindustrie zeigen, dass veganes Leder nicht nur ein Nischenprodukt für die umweltbewussten ist, sondern inzwischen auch von den größten Namen der Branche ernst genommen wird.
Fazit
Veganes Leder Rocks!
Jetzt, da wir uns die Lederhosen ausgezogen und die Alternativen hochgehalten haben, sind wir gespannt deine Meinung zu erfahren. Welche der Punkte hat euch am meisten überrascht? Welche Marken, die auf Tierleidfreiheit setzen, habt ihr in eurem Kleiderschrank oder eurer Garage? Und gibt es vegane Lederarten, die euch besonders interessieren oder die ihr selbst schon getestet habt?
Schreibt eure Gedanken, Erfahrungen und Fragen in die Kommentare unten. Wir freuen uns darauf, eure Sicht zu erfahren!