In einem unserer früheren Blog Posts über vegane Ledersorten, versprachen wir, PU-Leder gesondert unter die Lupe zu nehmen. Das machen wir, weil wir in unseren Schuhen zwar kein reines PU-Leder verwenden, es aber in einem geringen Anteil in Form von Beschichtungen auch in pflanzenbasiertem Leder vorkommt. Wer sich aus ethischen und nachhaltigen Gründen bewusst für vegane und fair produzierte Fashion entscheidet, wird schnell auch zu der Frage gelangen, ob vegane Leder mit einem PU-Anteil immer noch nachhaltiger sind, als Echtleder.
In diesem Blogartikel werden wir uns genauer mit dieser Frage befassen und die Vor- und Nachteile dieser Lederalternative untersuchen. Wir werden die Herstellungsprozesse beleuchten, die ökologischen Auswirkungen analysieren und uns die Frage stellen, wie die synthetische PU Alternative im Vergleich zum herkömmlichen Leder abschneidet. Außerdem werden wir die aufkommenden Herausforderungen und Fragen bezüglich der Umweltauswirkungen von PU-Leder kritisch betrachten.
Was ist PU-Leder?
Der Herstellungsprozess der Alternative beginnt mit der chemischen Synthese von Polyurethan, einem vielseitigen Kunststoff. Hierbei werden verschiedene chemische Verbindungen miteinander kombiniert, um ein Polymer zu schaffen, das die gewünschten Eigenschaften von echtem Leder nachahmt. Dieses Polymer bildet die Basis für die Beschichtung, die später das charakteristische Lederaussehen verleiht. Wie alle Kunststoffe ist auch PU Erdöl basiert und schon allein deshalb ein nicht ganz unkritisches Material.
Gleichzeitig bieten Kunststoffe aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften gute Voraussetzungen für viele Anwendungen. In Falle veganer pflanzenbasierter Leder, wird PU häufig als hauchdünne Beschichtung auf das Trägermaterial, z.B. Traubenleder, aufgetragen. Es ist die Kombination aus der PU-Beschichtung und dem Trägermaterial, welche die Haptik und das Aussehen von echtem Leder imitiert. Durch eine Vielzahl von Präge- und Färbetechniken kann PU-Leder sogar Narben und Texturen erhalten, die echtem Leder zum Verwechseln ähnlich sehen.
Vorteile der synthetischen PU Variante
- Vielseitigkeit in der Gestaltung: Designern bietet das Material vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten
- Langlebigkeit & Beständigkeit: PU-Leder ist gegen viele alltägliche Beanspruchungen resistent, einschließlich einer gewissen Beständigkeit gegen UV-Strahlen. Wie alle anderen Dinge in unserem Universum, ausgenommen von der Liebe vielleicht, ist es auch nicht unzerstörbar. Bei sorgfältiger Pflege kann es jedoch über einen langen Zeitraum hinweg gut aussehen und funktionieren.
- Einfache Pflege: In der Regel ist es pflegeleichter als echtes Leder. Ein feuchtes Tuch reicht oft aus, um Flecken zu entfernen, und es erfordert keine weiteren Pflegeprodukte.
- Ethischer Aspekt: Einer der größten Vorteile ist, dass für seine Herstellung keine Tiere gezüchtet und getötet werden müssen. Dies macht es zu einer bevorzugten Wahl für alle, die berechtigte ethische Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Tierprodukten haben.
- Konsistente Qualität: Während echtes Leder natürliche Makel und Variabilität aufweisen kann, bietet PU-Leder eine konsequentere Optik und Haptik.
Nachteile der Lederalternative
- Erdölbasiert: Die meisten PU-Leder sind erdölbasiert. Das bedeutet, dass ihre Herstellung auf einer nicht erneuerbaren Ressource basiert, deren Abbau und Verarbeitung erhebliche Umweltauswirkungen haben kann, von der Zerstörung von Lebensräumen bis hin zu Treibhausgasemissionen.
- Chemikalien in der Produktion: Die Herstellung erfordert den Einsatz von Chemikalien, die potenziell schädlich für die Umwelt sein können. Dies kann zu Verschmutzung von Wasserwegen und Boden führen, wenn sie nicht ordnungsgemäß eingesetzt und behandelt werden.
- Abbaubarkeit: PU-Leder ist nicht biologisch abbaubar, was bedeutet, dass es, wenn es nicht recycelt wird, jahrhundertelang in Mülldeponien verweilen kann. Dies steht im Gegensatz zu echtem Leder, das zwar auch eine lange Abbaudauer hat, aber letztlich organisch ist und sich daher zersetzt.
Gegenüberstellung von synthetischem und Echtleder
In Puncto Ethik müssen wir nicht viel schreiben, hier liegt synthetisches Leder ganz klar vorne. Mit Blick auf die Umweltauswirkungen wollen wir zunächst auf die Klimaaspekte blicken. Die Herstellung von PU-Leder erfordert Energie, was in der Regel zu CO2-Emissionen führt. Vergleichen wir die beiden Alternativen miteinander, fällt der CO2-Fußabdruck bei PU deutlich geringer aus als der von echtem Leder. Ein Beispiel: Eine Studie aus dem Jahr 2017 von CE Delft ergab, dass die Herstellung von 1 kg Kunstleder (einschließlich PU) durchschnittlich 6,4 kg CO2-Äquivalent emittiert, während 1 kg Rindsleder 17,0 kg CO2-Äquivalent produziert. Das ist fast dreimal so viel wie bei synthetischen Lederimitaten und kommt daher, dass für die Produktion von Tierleder über den gesamten Lebensweg durch die Notwendigkeit von Weide- und Futtermittelflächen viel mehr Ressourcen verbraucht werden.
Die Grauzone: Biobasiertes PU-Leder
1. Was ist biobasiertes PU-Leder und wie wird es hergestellt?
Biobasiertes PU-Leder ist eine Variante von Polyurethan, bei der ein Teil der petrochemischen Bestandteile durch erneuerbare biobasierte Bestandteile ersetzt wird. Diese biobasierten Bestandteile können aus Pflanzenölen, wie z. B. Rizinusöl, oder anderen natürlichen Quellen gewonnen werden.
Der Herstellungsprozess ähnelt dem von herkömmlichem PU-Leder, wobei jedoch während der Polymerisation biobasierte Polyole anstelle von oder zusätzlich zu petrochemischen Polyolen verwendet werden.
2. Umweltaspekte:
- Reduzierter CO2-Fußabdruck: Die Verwendung von pflanzlichen Materialien kann dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu erdölbasierten Materialien zu reduzieren.
- Verringerter Verbrauch von fossilen Brennstoffen: Durch die Verwendung von biobasierten Materialien wird die Abhängigkeit von Erdöl und anderen fossilen Brennstoffen reduziert.
- Potenzielle biologische Abbaubarkeit: Einige biobasierte Materialien können biologisch abbaubar sein, was jedoch von der genauen Zusammensetzung abhängt.
3. Herausforderungen und Grenzen biobasierter Materialien:
- Landnutzung: Die Produktion von biobasierten Rohstoffen kann in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen und somit zu Problemen wie Entwaldung oder anderen Umweltauswirkungen führen.
- Wasser- und Pestizidverbrauch: Der Anbau von Pflanzen für biobasierte Materialien kann einen erheblichen Wasserverbrauch erfordern und zur Anwendung von Pestiziden und Düngemitteln führen, was wiederum Umweltauswirkungen hat.
- Kosten: Die Produktion von biobasiertem PU-Leder kann derzeit noch teurer sein als die der herkömmlichem Variante, da die Technologie und die Infrastruktur für biobasierte Materialien noch in Entwicklung sind.
- Performance und Qualität: Je nach Herstellungsverfahren und Mischung kann biobasiertes PU-Leder in Bezug auf Haltbarkeit, Aussehen und Haptik variieren und ist möglicherweise nicht immer auf dem gleichen Niveau wie traditionelles PU-Leder.
Fazit: Ist PU-Leder eine echte Alternative?
Vorne weg: PU Leder ist trotz unübersehbarer Herausforderungen nicht nur eine echte, sondern die bessere Alternative im Vergleich zu Echtleder. Zu dem Urteil kommen wir, da es in seiner Funktionalität Leder längst ebenbürtig geworden ist. Wichtiger noch sind aber die ethische und umwelttechnische Aspekte. Aus unserer Sicht ist das Ausbeuten und Töten anderer Lebewesen zum Stillen unserer Bedürfnisse heute nicht mehr tragbar. Gleichzeitig hat Leder einen erwiesenermaßen schlechteren CO2 Fußabdruck. Wer allerdings schon Lederwaren besitzt, die noch gut in Schuss sind, sollte diese auch noch nutzen, anstelle direkt etwas neues zu kaufen. Denn am nachhaltigsten ist es, die Dinge möglichst lange zu benutzen, sind sie einmal produziert. Deswegen achten wir auch bei der Produktion unserer Schlappen besonders auf Langlebigkeit.